Sansibar, das klingt nach Tausendundeiner Nacht, Bilder von exotischen Märkten mit seinen Gewürzen tauchen vor dem inneren Auge auf. Weiße kilometerlange Traumstrände mit türkisblauem Meer, romantische Sonnenuntergänge, dass verbinden viele mit Sansibar. Reizvoll an dieser Insel sind sowohl seine vortreffliche Lage südlich des Äquators, die unterschiedlichen ethnischen Bevölkerungsgruppen und seine bewegte Geschichte.
Mein jüngster Sohn Simon wollte uns zu Weihnachten in Tansania besuchen und das bitteschön am Meer. Um Arusha herum, ist nun leider kein Ozean in Sicht, also beschlossen wir, gemeinsam Urlaub auf Sansibar zu machen. Bei Booking com. buchte ich schon im August eine Unterkunft für fünf Personen. Ein leichtes Reisefieber machte sich einige Tage vor der Abreise bemerkbar, vor allem bei Mini und Kassim stieg die Aufregung. Zum einen waren sie natürlich sehr neugierig Simon kennen zu lernen, den sie ja bisher nur via Skyp kannten, außerdem war es unser erster gemeinsamer Familienurlaub. Sommerurlaub zu Weihnachten, eine lustige Vorstellung.
Damit die Reise für uns nicht allzu anstrengend werden würde, hatte Sadat einen Flug ab Tanga nach Sansibar gebucht. Mini war noch nie geflogen und er freute sich riesig darauf. Trotzdem war klar, dass für uns, die Anreise genauso lange sein würde, wie für Simon ab Frankfurt.
Für Sadat und mich die Reisetasche zu packen, war ein leichtes und schon Routine. Bevor ich in allzu viel Hektik verfiel, packte Sadat kurzerhand die Sachen für die Kinder, die dann aber mit einer riesigen Tüte Spielzeug vor uns standen und der Meinung waren, ihr gesamtes Spielzeug müsste Sansibar kennenlernen. Nach einem kurzen hin und her einigten wir uns auf eine kleine Tüte mit Legosteinen.
Wir hatten Simon versprochen, ihn am 20. 12 morgens um 4 Uhr vom Flughafen in Sansibar abzuholen. So mussten wir am 18. um 6 Uhr mit dem Bus nach Tanga starten, wir hatten Glück und benötigten für die Fahrt nur 8 Stunden. Ich hatte genug zu essen eingepackt, trotzdem war ich skeptisch wie die Kinder die Busfahrt überstehen würden. Insgeheim hatte ich mit jeder Menge Nörgelei gerechnet. Meine Sorge war völlig unbegründet, kein Streit, keine Gemurre. Wir erreichten Tanga am späten Nachmittag und fanden eine günstige Unterkunft in der wir sogar etwas zu Essen bekamen. Am nächsten Morgen konnten wir in Ruhe frühstücken und hatten vor unserem Abflug noch Zeit, an den Strand von Tanga zu fahren und die Kinder im Wasser planschen zu lassen. Um 14:00 sollte das Flugzeug starten, wir waren rechtzeitig vor Ort. So einen winzigen Flughafen hatte ich noch nie gesehen und erst jetzt kam ich auf die Idee, Sadat nach der Größe des Fliegers zu befragen. „Klein“ war die knappe Antwort. Mir wurde ehrlich gesagt ein wenig mulmig zu Mute, aber jetzt gab es auch kein Zurück mehr. Mini wurde auch zunehmend zappliger. Die Sicherheitsvorkehrungen die gleichen wie auf allen anderen Flughäfen. Kurz vor 14:00 Uhr landete eine kleine Propellermaschine aus der sich nur ein Ehepaar quälte. Der Flugkapitän stellte sich vor die Maschine und nahm seine neuen Gäste in Empfang. Ich war sehr erleichtert, dass für alle Fälle eine Spucktüte vorhanden war, um es vorweg zu nehmen, sie war überflüssig. Das freudig, überraschte Jauchzen, dass Mini beim Start von sich gab werde ich so schnell nicht vergessen. Je höher wir stiegen umso ängstlicher wurde er allerdings. Der Flug dauerte nur ca. 40 Minuten, in den Sadat abwechselnd mich und Mini besorgt anschaute. Kassim hielt Minis Hand während des Fluges, Sadat meine. So übel war mir schon lange nicht mehr.
Auf dem Flughafen empfing uns das gleiche tropisch warme Klima wie in Tanga, strahlend blauer Himmel und eine leichte Briese, ein leichter Salzgeschmack lag auf der Zunge, das Meer konnte also nicht weit sein. Wir hatten das Flughafengebäude gerade verlassen, als ein fremder Mann, Sadat lautstark und herzlich in die Arme nahm. Sadat hatte einige Jahre auf Sansibar gearbeitet, viele seiner Freunde leben noch immer hier, diese spontane Begegnung sollte jedenfalls auch nicht die letzte gewesen sein. Der Freund stellte sich mir als „Job“ vor und brachte uns auch sofort in unser Hotel in der Nähe von „Stone Town“.
Stone Town ist mit keiner normalen tansanischen Stadt zu vergleichen. Seit 2000 gehört sie zum UNESCO- Weltkulturerbe und versprüht, trotz seiner meist maroden Häuser einen einzigartigen Charme. Hier mischen sich afrikanische, arabische, indische und europäische Kulturen zu einer perfekten Harmonie. Es lohnt sich diese Stadt zu erkunden. Lässt man sich auf Stone Town ein kann es eine durchaus sinnliche Erfahrung sein. Sich mit der Geschichte dieser Stadt auseinander zu setzen ist sehr spannend.
Schon ab dem Jahr 700 siedeln hier arabische, persische und indonesische Zuwandere und mischen sich mit der afrikanischen Bevölkerung. 1503 wird Sansibar von den Portugiesen erobert, ein Handelsposten entsteht. 1698 wird Sansibar durch das Sultanat Oman übernommen. 1811 entsteht der später berühmte Sklavenmarkt. Durch Elfenbein, Sklaven und Gewürze entwickelt sich Sansibar zu einem bedeutenden Knotenpunkt im indischen Ozeanhandel. 1890 untersteht Sansibar dem englischen Protektorat und der Sklavenhandel wird verboten. 1963 wird Sansibar selbständig, ab 1964 gehört Sansibar zu Tansania. Nur um einige wenig geschichtliche Eckpunkte zu nennen.
Die Hotels in Stone Town sind allerdings recht teuer, so war es eine gute Entscheidung etwas außerhalb, nahe dem Flughafen unterzukommen. Die Jungs haben eine Tante hier in der Stadt die sie am späten Nachmittag besuchen wollten, so hatten Sadat und ich ein wenig Zeit durch die Straßen zu bummeln. Am Abend durfte ich dann einen von Sadats sehr guten Freunden kennen lernen.
Um 4:00 in der Nacht brachte uns ein Taxi zum Flughafen um Simon von dort abzuholen, ich war ziemlich zappelig, ein merkwürdig, schönes Gefühl nach einem Jahr in Tansania das erste Familienmitglied in Empfang zu nehmen. Endlich kam er aus dem Flughafengebäude und schloss mich mit den Worten:“ Puh, ist das heiß.“ in den Arm. Simon war da, der Urlaub konnte beginnen.
Bevor uns ein Taxi nach Paje bringen sollte hatten wir genug Zeit, um zu frühstücken und „meine drei Jungs“ konnten sich ein wenig beschnuppern. Nach einem kurzen scheuen Moment wuselte Mini durch Simons Haare stellte fest, das er die gleichen Augen hat wie ich, damit war das Eis gebrochen.
Die Fahrt mit dem Taxi dauerte ca. eine Stunde, Simon döste während der Fahrt und auch Mini und Kassim fielen immer wieder die Augen zu. Die Straßen auf Sansibar sind in einem deutlich besseren Zustand als bei uns in Arusha so kamen wir gut vorwärts vorbei an kleinen Dörfern die denen auf dem Festland sehr ähnlich sind. Der gut florierende Tourismus kommt scheinbar auch hier nicht wirklich bei der Bevölkerung an. Die Ortschaften wirken schon sehr arm, aber es liegt nicht ganz so viel Müll herum wie z.B. in Arusha.
Sansibar besteht ja quasi aus vielen kleinen und zwei Hauptinseln, dem Sansibar Archipel. Auf der Hauptinseln Unguja liegt Sansibar City mit Stone Town, hier sitzt auch das Parlament der halbautonomen Region von Tansania. Pemba ist die zweitgrößte Insel. Insgesamt leben ca. 1,5 Millionen Menschen auf dem Archipel. Die Haupteinnahmequelle ist sicherlich der Tourismus, bis auf wenige Ausnahmen sind die Buchten touristisch erschlossen. Es gibt nicht wenige sehr teure Hotels, aber auch mit dem kleineren Geldbeutel kommt man gut unter. Der Gewürzhandel stellt nach wie vor einen wichtigen Wirtschaftszweig dar. Es ist interessant eine Gewürzfarm zu besuchen und zu sehen, wie Pfeffer, Vanille und andere, für uns exotische Gewürze, wachsen. Mit Landwirtschaft wird sicherlich nicht soviel Geld verdient, aber es gibt sie.
Wir hatten uns Paje als Urlaubsziel wegen seiner vielen Wassersportmöglichkeiten ausgesucht, ein ruhigerer Ort wäre für die drei Jungs vielleicht zu langweilig gewesen, eine gute Entscheidung wie wir immer wieder feststellten. In Paje angekommen musste der Taxifahrer das ausgesuchte Guest-house eine Weile suchen, wie so oft im Leben stellte sich die Unterkunft als völliger Flop heraus, eine einzige Baustelle aber der Manager wollte im Preis partout nicht heruntergehen. Schön, wenn sich Taxifahrer gut auskennen, so fanden wir schnell eine neue Möglichkeit. Eine große neue Anlage mit Palmgedeckten Bungalows recht nah am Strand, hier konnten sich die Kinder frei bewegen. Simon war vom Strand samt indischem Ozean sehr angetan und in den ersten Tagen hatten wir auch sehr viel Glück mit den Gezeiten und konnten noch am späten Vormittag schwimmen gehen.
Ein Freund von Sadat hatte für uns eine „Blue Safari“ gebucht. Ich fahre eigentlich nur sehr ungerne mit Booten, aber trotzdem gefiel mir die Fahrt. Die Jungs waren völlig begeistert und nach einer kleinen Schnorchel-Tour stand der Mund eine Weile nicht mehr still, soviel gab es von der Unterwasserwelt zu berichten. Sadat und ich, hatten es uns mit einigen anderen Gästen, auf einer kleinen Sandbank gemütlich gemacht. Im Schatten einer Plane kamen wir mit einem Kongolesen ins Gespräch. Er wechselte mit seinen drei Töchtern und seiner Frau zwischen Englisch, Deutsch und Französisch hin und her. Wir waren über das perfekte Deutsch der Familie natürlich sehr erstaunt. Er und seine Frau hatten in Deutschland studiert. Wir tauschten unsere gemachten Erfahrungen auf beiden Kontinenten aus, es waren sehr anregende zwei Stunden. Bevor wir zurück auf das Boot gingen, nahm er mich kurz beiseite, „wenn du dich nur als Mutter von den Jungs siehst, werden die anderen deine Hautfarbe vergessen, „Mzungu“ wird dann nicht mehr wichtig sein. Erlebnisse wie diese werden Euch als Familie zusammen wachsen lassen.“ war seine Botschaft an mich, dabei tätschelt er freundlich meinen Arm. Dieser kleine Ratschlag hat mich doch bewegt.
Auf einer kleinen Insel gab es ein leckeres Mittagessen, außerdem kamen Sadat und Simon in den Genuss eine halbe Stunde Jet Ski zu fahren, die beiden hatten einen Riesenspaß. Zum Abschluss dieser Safari fuhr das Boot in eine kleine Lagune in der wir noch ein wenig im Meer schwimmen konnten
Auf der Rückfahrt träumten alle auf dem Boot ein wenig vor sich hin. Mini verrät Sadat verträumt: „ Das will ich nochmal machen.“
Einen halben Tag verbrachten wir mit einem guten Freund von Sadat, dessen deutscher Ehefrau und ihren entzückenden Kindern. Ein sehr schönes Erlebnis, sich auf Deutsch mit einer anderen Frau zu unterhalten und Erfahrungen auszutauschen. Mini und Kassim konnten eine andere „Mischfamilie“ erleben und feststellen, dass wir nicht alleine sind.
Da Paje sehr touristisch ist, konnten wir an den Abenden unter mehreren Restaurants wählen und es uns gut gehen lassen. Mini und Kassim fanden immer schnell Anschluss zu anderen Kindern. Mal ein schwedischer Junge mit langen blonden Haaren, mit dem sie Fußball spielen konnten, mal ein kleiner Junge, dessen Vater aus Norwegen und die Mutter aus Tansania stammte. Ausgelassen konnten sie mit sansibarischen Kindern im Meer schwimmen.
Auch wenn wir uns sehr viel im Schatten aufhielten, nach ein paar Tagen hatten wir alle einen Sonnenbrand. Mini hatte es besonders heftig erwischt, überall auf der Haut bildeten sich winzige Bläschen, ab dem Zeitpunkt schmierte ich sie morgens mit Sonnencreme ein und achtete darauf, sie noch mehr im Schatten spielen zu lassen.
Im Schatten einer Pinie am Meer zu liegen und dem rauschen des Meeres zu zuhören, mit Simon zu klönen oder mit meinem Mann ein wenig zu träumen. Ein gutes Buch zu lesen, lange Spaziergänge am Meer, an der Hand meines Mannes, bei denen es immer wieder neues zu entdecken gab, wie z.B. eine kleine Herde Kühe am Strand, oder einfach nur Muscheln zu suchen. Sich mit einem Latte Macchiato verwöhnen zu lassen. Am Abend vor unsere Hütte ein kühles Bier zu trinken und zu versuchen mit Mückenspray den Plagegeistern Herr zu werden. Den Kindern beim ausgelassenen Spiel zuzuschauen. Gedanken zu sortieren, die Seele eine Zeit baumeln zu lassen, all das machte diesen Urlaub so herrlich entspannend.
10 Tage können so verflixt schnell umgehen, Weihnachten haben wir irgendwie verpasst oder hatten es die ganze Zeit im Herzen, wer weiß. Noch vor Silvester musste Simon zurückfliegen, ich hätte ihn gerne noch eine Weile bei mir gehabt, trotzdem habe ich versucht, ihn nicht tränenreich zu verabschieden.
Für unsere Rückreise benutzen wir die Fähre von Sansibar City nach Dar-es-Salaam. Mit einem Schnellboot ist die Strecke in zwei Stunden bewältigt. Die Jungs genossen die Fahrt, Sadat wohl auch, nur ich habe versucht mich möglichst wenig zu bewegen und gegen eine anfängliche Übelkeit zu kämpfen. Silvester verbrachten wir völlig unspektakulär in einem Hotel in Dar-es-Salaam, wir alle schliefen lange vor Mitternacht. Den Neujahrstag verbrachten wir 12 Stunden im Bus und waren froh, als wir heile in Arusha ankamen.
Was hatte mir der kongolesische Professor geraten? Gemeinsame Erlebnisse werden euch zusammen wachsen lassen. Ich denke er hat recht und ich hoffe sehr, dass sich auch Simon als Teil dieser bunten Familie sieht.
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Dorothea Weckmann-Piper (Sonntag, 06 Januar 2019 22:28)
Hallo Elske,
Wieder hast Du einen so spannenden Bericht geschrieben !! Vielen Dank dass ich so etwas aus Deinem spannenden Leben in der Ferne erfahren kann. Wunderbar ist, zu spüren, wie Ihr zusammenwachst und glücklich seid.
Alles Gute für das Jahr 2019 ! Liebe Grüße, Dorothea
Diana v. Bohlen (Sonntag, 03 Februar 2019 11:18)
Deine Bilder und Zeilen vermitteln, dass ihr eine wunderbare Zeit hattet und ich habe mich mit Euch gefreut !
lasst es Euch weiterhin gut gehen und danke, das Du uns an Deinem Leben dort etwas teilhaben lässt !
es grüßt herzlich aus dem kalten Deutschland
Diana
Ulla Holbein (Montag, 04 Februar 2019 07:57)
Guten Morgen liebe Elske und Familie,
wie ich lese und auf den beigefügten Fotos mitverfolgen kann, hattet ihr eine wunderbare Zeit! Auch dass du deinem Sohn diese/deine neue Welt etwas nähe bringen kannst, einfach nur schön!...
Ich denke, so etwas wird sicher wiederholt werden! :)
Dir/euch weiterhin alles Gute und schön...immer wieder was von dir zu sehen und zu hören! .)
Liebe Grüsse und guten Wochenstart wünschen wir....herzlichst Ulla
Christa Regina (Freitag, 08 Februar 2019 11:28)
Hallo Elske
Freu mich für euch, dass ihr eine wundervolle Zeit erleben durftet. Vor allem auch, dass Dein Sohn Simon dabei war. Ich kann das sehr gut nachfühlen, wie Dir der Abschied schwer gefallen ist. Mein Sohn lebt seit 22 Jahren in USA und auch wir sehen uns nicht sehr oft. Hoffe für Dich, dass ihr euch trotz der Entfernung ab und zu mal sehen könnt.
Alles erdenklich Gute Dir von Christa
Norbert Kappenstein (Sonntag, 10 Februar 2019 17:25)
Hallo Elske,
Deine Urlaubserlebnisse lesen sich sehr spannend und auch die Bilder gefallen.
Sehr gut hast Du das gemacht.
LG Norbert
Edith Vogel (Samstag, 01 Februar 2020 14:34)
Liebe Elske,
leider hänge ich deinen Berichten hinterher, doch sie bleiben ja in deinem Blog. Es sind immer wieder beeindruckende Erlebnisse die du schreibst. Welch eine Freude das dein Sohn zu Besuch kam.
Liebe Grüße aus der Rhön von Edith