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ein bisschen Privates

Es freut mich, dass ich so viel positives Feedback auf meinen Blog bekomme und scheinbar habe ich schon einige treue Leser, wie schön. Leider ist das Internet hier nicht immer gleich gut, so dass es manchmal einige Zeit dauern kann, bis ich einen neuen Artikel online stellen kann.                                                                                                                                                      Einige Leser wünschen sich ein bisschen mehr aus meinem Leben zu hören und nicht nur Allgemeines.                                    Also zuerst einmal: Ich bin zufrieden, nicht jeden Tag glücklich aber alles in allem mit meinem „neuen Leben“ zufrieden. Und ja, es gab schon Situationen  in denen ich deutlich merke, es gibt einen kulturellen Unterschied zwischen mir und den Menschen auf die ich treffe und es braucht Geduld um diese Situationen zu begreifen. Dass das Leben hier für mich kein Spaziergang wird, war mir vorab sehr bewusst und manchmal bin ich auch frustriert. Aber Frust hatte ich auch in Deutschland. Manchmal bin ich ungeduldig mit mir, was meine sprachlichen Fortschritte angeht, ich bekomme zum Beispiel nur mit Schwierigkeiten Eier, obwohl ich mich so bemühe „yai“ richtig auszusprechen, dass nervt mich ungemein. Aber immerhin bekomme ich jetzt prompt Zigaretten. Der Verkäufer hat gelernt was ich möchte. Und auch wenn ich Suaheli nicht so schnell lerne wie ich es mir wünsche, ich komme mit Hilfe meiner Familie im alltäglichen Leben zurecht und manchmal auch schon alleine. Immer öfter verstehe ich Wörter, die zum Beispiel Leute auf der Straße sprechen und es ergibt einen Sinn.                     

  Was mich oft wundert ist, wie schnell ich mich an die neue Umgebung gewöhnt habe, die für deutsche Verhältnisse mehr als ärmlich ist. Wellblech statt Dachziegel, Plastiktüten auf staubigen Wegen statt asphaltieren Straßen, keine sauberen Vorgärten mit Gartenzäunen, dafür oft Lachen, offene Blicke und jede Menge Chaos.  Klar nervt es wenn mal wieder Strom ausfällt oder das Wasser knapp wird aber ich verfalle nicht mehr in Panik. Auf vieles, vom dem ich immer dachte es unbedingt zu brauchen, kann ich verzichten und vermisse es auch nicht. Das ich mich von ca. 140 qm auf ca. 50 qm verkleinert habe und wir uns zu viert zwei Zimmer teilen ist gut auszuhalten, manchmal würde ich mir allerdings etwas mehr grün um mich herum wünschen.  Als mich jetzt aber eine Freundin gefragt hat, womit sie mir eine Freude machen könnte, habe ich mir Puddingpulver und einen Scheuerlappen gewünscht. Beides hab ich hier noch nicht gesehen. Brot vermisse ich manchmal, frisches Gersterbrot oder noch besser Schwarzbrot.                                                                                    Anfangs haben mich die Kakerlaken in Panik versetzt, das hat die Jungs sehr amüsiert. Bei einem besonders großen Exemplar stand ich leicht quiekend auf einem Stuhl und Kassim war bemüht mich zu beruhigend, sie seinen wirklich nicht gefährlich. Ja, aber so ekelig! Jetzt gebe ich ihnen einfach einen Namen und versuche sie nach draußen zu transportieren. Also raus mit Dir Karl-Gustav!                                                                                                                                                                 Alle die mich kennen, wissen wie sehr ich es gehasst habe zu frieren, in Deutschland war mir immer kalt. Jetzt stelle ich mich manchmal in der Nacht auf die Veranda und warte bis ich friere um dann wieder ins Bett zu gehen. So schnell ändern sich die Dinge.                                                                                                                                                                               Hin und wieder werde ich gefragt, wie es denn mit meiner Ernährung aussieht, da bin ich ja etwas kompliziert. Es klappt erstaunlich gut, ich esse viel Obst und wenn mein Mann kocht bin ich sehr zufrieden und auch die Jungs freuen sich, die können sich nicht wirklich an meine deutsche Küche gewöhnen. Auf meinen ersten Rührkuchen ohne Mixer und deutsche Zutaten war ich aber schon sehr stolz. Ich liebe die kleinen in Öl gebackenen Reisbällchen, besonders wenn sie warm sind, sind sie super lecker. Die Frau, bei der wir sie kaufen freut sich so, dass ich sie gerne esse und sie jedesmal lobe.

Was mir wirklich große Schwierigkeiten bereitet, ist der Umgang mit den Kindern in der Schule. Kassim und Mini haben oft Angst in die Schule zu gehen, weil sie dort geschlagen werden. Für Tanzania ganz normal. Ich könnte nun für mich beschließen, es als kulturellen Unterschied zu bewerten und es dabei zu belassen. Aber soweit kann und will ich mich nicht anpassen im Übrigen ist auch Sadat der Meinung, Kinder sollten weder Zuhause noch in der Schule geschlagen werden. Er denkt mit Grauen an seine eigene Schulzeit zurück und möchte diese Erfahrung seinen Kindern eigentlich ersparen. Hin und wieder bringe ich die Kinder zur Schule. Eines Morgens waren wir etwas später dran als sonst. Ein Lehrer stand vor dem Eingang der Klassenräume mit einem Stock in der Hand und die ankommenden Schüler mussten sich in einer Reihe aufstellen um ihre Hände zu zeigen. Waren diese nicht sauber genug, gab es mit dem Stock eins auf die Finger. Dem Mann war es irgendwie peinlich, dass ich die Situation beobachtete und ich hab mehr als einen bösen Blick auf ihn fallen lassen. Das hat bewirkt, dass er zumindest verunsichert war. Nachdem nun Mini neulich mit einer leicht dicken Hand nach Hause kam und dies nicht von einer Prügelei unter Kindern herrührte, beschlossen wir mit dem Direktor der Schule zu sprechen. Ein sehr freundliches und dennoch merkwürdiges Gespräch. Von Pädagogik hat der Gute noch nie etwas gehört. Mit Hilfe von Sadat habe ich versuch dem Direktor in etwa meine Vorstellungen von schulischer Erziehung zu vermitteln und er gab mir oft recht, war aber der Meinung afrikanische Kinder seien anders und müssten hin und wieder sozusagen als Motivationshilfe geschlagen werden. Mir fiel darauf nichts anders ein als laut zu lachen und ihm zu erklären, dass alle Kinder dieser Welt gleich wären. Letztlich versprach er, dass Mini und Kassim nicht mehr geschlagen würden. Nicht aus Überzeugung, denke ich, sondern weil er sich nicht mit einer Mzungu anlegen wollte, von der er nicht weiß was sie hier in Tanzania so macht. Vielleicht haben wir für Mini und Kassim etwas geändert, für den Rest der Kinder leider nicht und was ich über Pädagogik weiß und wovon ich zutiefst überzeugt bin, interessiert an dieser Schule niemanden.                                                                                                                                                                                     Was  die Beziehung zu Mini und Kassim anbelangt, freue ich mich, dass wir schon ein ganz gutes Team sind. Hin und wieder gibt es natürlich  Auseinandersetzungen, es wäre auch zu komisch wenn sie nicht meine Grenzen austesten würden. Einiges was ich von ihnen erwarte, ist für sie sehr merkwürdig, mit Besteck essen, pünktlich ins Bett usw. Und sie müssen aushalten, dass wir immer auffallen. Gemeinsam müssen wir unser Sprachkauderwelsch aushalten, die beiden können mir nicht mal so eben von ihren Probleme berichten. Eines Tages werden sie mir hoffentlich erzählen können, wie sie die erste Zeit mit mir erlebt haben.

Manchmal kommt es mir so vor als wäre ich schon lange hier und nicht erst sechs Wochen, trotzdem ist vieles immer noch Neu und ungewohnt, wirklich fremd fühle ich mich aber nicht.

 

Und was ist denn nun mit der Liebe, mit meiner Liebe, wollen einige von Euch  wissen. Ich will nur so viel verraten: Es gibt sie die Liebe, wie schön und sie ist für uns auch nicht ungewöhnlich. Sie will gelebt werden wie jede Liebe. Vielleicht werde ich Euch eines Tages davon erzählen.  

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Kommentare: 4
  • #1

    Katrin (Samstag, 10 Februar 2018 17:13)

    Liebes Schwester Herz
    ich bin nur froh geht es Dir gut Dein Blog war sehr intressant aufschlussreich. Ja, Afrika das ist anders schön anders, schwehr anders leicht, anders gut, anders weit, anders klein, anders warm, anders reich, anders aber gut da bin ich froh für Dich
    ich drücke Dich
    bis bald
    P.S. vermisse Dich
    Dein klein K

  • #2

    EG BAM (Sonntag, 11 Februar 2018 16:53)

    Danke, liebe Elske, für deinen neuen Bericht, den ich mit viel Interesse gelesen habe. Natürlich ist es für dich eine große Umstellung und Eingewöhnung, die nicht in 6 Wochen bewältigt sein kann. Die Vorzeichen sehen sehr gut aus! Ich bewundere deine Entschlusskraft und deinen Mut, so einen radikalen Schnitt in deinem Leben zu machen. Aber es ist schön, mit so offenen Armen empfangen zu werden. Viel wird zu deinem Glück auch beiteragen, wenn du so nach und nach die Sprache mehr verstehen und auch selbst sprechen kannst.
    Ich wünsche dir alles, alles Gute und freue mich auf deinen nächsten Bericht.
    Liebe Grüße aus der Eifel von
    ELKE mit FLÖCKCHEN

  • #3

    Diana von Bohlen (Sonntag, 04 März 2018 19:50)

    liebe Elske,

    wie schön, dass Du hier von Deinem neuen Lebern etwas berichtest !

    Ich werde hier gerne wieder vorbeischauen um zu sehen, wie es Dir geht und was Du so machst.

    ALLES GUTE für Dich !!

    ein herzlicher Gruß

    Diana

  • #4

    Jürgen Mardicke (Samstag, 17 März 2018 19:28)

    Hallo Elske,
    wieder in der FC bin ich erneut auf Deine Seite und dann auf Deinen Blog gestoßen. Meine Überraschung war groß, dass Du nach Tansania übergesiedelt bist. Ein mutiger und konsequenter Schritt. So viel habe ich heute aus Deinen Berichten herauslesen können.
    Lass es Dir und lasst es Euch gut gehen.
    Du hörst von mir.
    Grüße Jürgen